Grim - Das Erbe des Lichts by Gesa Schwartz

Grim - Das Erbe des Lichts by Gesa Schwartz

Autor:Gesa Schwartz
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 3802583043
Herausgeber: LYX
veröffentlicht: 2011-07-04T11:09:55+00:00


Kapitel 26

Das erste Licht des Tages fiel durch die hohen Fenster der Christ Church Cathedral und zauberte Schattenspiele auf den mit bunten Mosaiken bedeckten Boden. Mia roch den Rauch erloschener Kerzen, und ein Gefühl von Anspannung legte sich auf ihre Schultern, als sie hinter Hortensius die Stufen zur Krypta hinabstieg. Mit einem Flüstern entzündete der Zwerg eine von vier mit gläsernen Zylindern umgebenen Kerzen, die er an metallenen Schlaufen in der Hand trug.

Remis sog leise die Luft ein. »The cold smell of sacred stone«, flüsterte er und fing Mias überraschten Blick mit schelmischem Zwinkern auf. Sie musste lächeln. Niemals hätte sie erwartet, einen Moorkobold aus Ulysses zitieren zu hören. Grim hingegen schaute so finster vor sich hin, dass seine Augen vollständig in dunklen Schatten lagen.

»Deswegen mussten wir also auf diesem verfluchten Feld herumsitzen«, grollte er neben ihr, ohne auf die Lautstärke seiner Stimme zu achten. Unheimlich hallte sie in den finsteren Gewölben wider, die sich weitläufig in der Dunkelheit verloren. Er hielt seine Hände in die Luft, über die flirrende Funken dahinzogen. »Nur so konnten wir diesen Zauber erlangen, der uns Zugang gewähren wird zum Grab des letzten Kriegers des Lichts. Aber was haben wir dort zu suchen? Wir brauchen einen lebendigen Helden, keinen toten!«

Sie sah ihn an. Viel hätte nicht gefehlt, und er hätte mit seinem zornigen Blick ein Loch in Hortensius' Rücken gebrannt, der zielstrebig vor ihnen herlief. »Geduld«, sagte sie leise. »Wir werden es erfahren.«

Sie lachte, als Grim verächtlich die Luft ausstieß. Er hatte viele Talente im Überfluss — aber Geduld gehörte nicht dazu. Wütend schnaubte er durch die Nase. »Das ist ...«

Da fuhr Hortensius herum, baute sich vor Grim auf und stach mit dem Zeigefinger in Richtung seines Gesichts. »Ihr befindet euch in einer der größten Krypten in Irland und England«, sagte der Zwerg ärgerlich, und das Echo seiner Stimme irrte eine Weile wie ein Flüstern durch die Gewölbe. »Sie trägt das gesamte Gewicht der Kathedrale und des Hauptturms, und sie versteht sich darauf, lärmende Eindringlinge für immer in sich einzuschließen. Da, seht selbst!« Er deutete auf eine Vitrine an der Wand, in der eine Katze und eine Ratte ausgestellt wurden — beide in mumifiziertem Zustand. »Die beiden wurden im Jahr achtzehnhundertsechzig in einer Orgelpfeife gefunden. Offensichtlich waren sie bei einer lärmenden Verfolgungsjagd stecken geblieben. Was ich damit sagen will: Einer Kirche wie dieser dürfte es ein Leichtes sein, einen grölenden Halbgargoyle zur Raison zu bringen. Alles klar?«

Mia unterdrückte ein Lachen, als Hortensius Grim einen wütenden Blick zuwarf, aber Remis kicherte leise. Erst als Grim ihn düster ansah, presste er die Lippen aufeinander und hielt die Luft an, bis ihm die Röte in die Wangen stieg, um seine Heiterkeit bei sich zu behalten. Schweigend setzten sie ihren Weg fort, vorbei an grob gehauenen Steinpfeilern, bis Hortensius vor einer Wandnische stehen blieb. Eine von der Zeit zerfressene Statue stand in einer Ecke, kurz meinte Mia, sie hinter ihrem halb aufgelösten Gesicht lachen zu hören. Neben der Statue erhob sich ein steinernes Portal — der Eingang zu einer Gruft.



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